Um kurz vor vier Uhr wurde ich wach, kurz bevor mich mein Armband aus dem Schlaf geholt hätte. Ich machte mich fertig und bestellte mir an der Rezeption ein Taxi. Keine fünf Minuten später stand das Auto vor der Tür. Zwanzig Minuten später erreichte ich den Aeroporto de Santiago. Das Terminal war fast noch menschenleer. In ein paar Minuten würde der Flughafen zum Leben erwecken… Da ich mein Ticket in der Tasche und nur mit Handgepäck reiste, ging es für mich direkt durch den Sicherheitscheck. Da dies ruck zuck erledigt war, hatte ich bis zum Abflug noch eine Weile Zeit und machte es mir, so gut es ging, im Warteraum bequem. Mein erster Flug startete um 06.50 Uhr, sodass wir bereits gegen halb 9 Palma de Mallorca erreichten. Jetzt hatte ganze vier Stunden Zeit, bis mein Anschlussflug Richtung Düsseldorf ging. Die Alternative wäre gewesen, über Madrid zu fliegen. Bei dieser Konstellation hatte ich jedoch nur 30 Minuten Umsteigezeit und ich wollte unter allen Umständen so einen Stress wie auf dem Hinflug in London vermeiden.
So hatte ich am Flughafen Zeit in aller Ruhe zu frühstücken. Beim Landeanflug auf Palma lernte ich Linda kennen. Sie war meine Sitznachbarin. Als der Flug in Santiago startete, waren wir beide jedoch so müde, dass wir erst kurz vor der Landung ins Plaudern kamen. Sie war auch gepilgert und zwar den Camino Norte, ein Wanderweg in Nordspanien, der fast ausschließlich an der Küste entlang führte. Nun blieb sie noch bis zum Monatsende auf Mallorca, um dort ihre Familie in einem Ferienhaus zu treffen. Danach reist sie zurück zum Bodensee, wo sie in einem Hotel arbeitete. Nach der Landung verabschiedeten wir uns kurz und gingen unserer Wege.
Nach dem Frühstück schlug ich die Zeit mit einigen YouTube Videos und Serien tot. Eine Stunde vor dem geplanten Boarding warf ich einen Blick auf den Monitor, um mein Gate ausfindig zu machen. Dort erschien jedoch eine Verspätung der Maschine aus Düsseldorf von einer Stunde. Naja dachte ich, halb so wild.
Leider blieb es nicht bei dieser einen Stunde und es kam immer eine weitere hinzu. Langsam machte ich mir Sorgen was denn da los sein kann. Seitens der Airline gab es keinerlei brauchbare Informationen, sodass unter den Reisenden die Gerüchteküche wild anfing zu brodeln.
Der Blick auf die Wetter App verriet mir derweil, dass ein heftiges Gewitter über dem Osten von Mallorca wütete und langsam Richtung Palma zog. Eine Stunde nach der nächsten ging ins Land. Es war bereits später Nachmittag. Ich versuchte zwischendurch etwas die Füße hoch zu legen und zu entspannen, was mir überhaupt nicht gelang. Meinen Nachbarn, die mich vom Flughafen in Düsseldorf abholen wollten, schrieb ich per WhatsApp, dass ich bisher so aussähe, dass ich entweder ganz spät Abend landete oder der Flug womöglich ganz gestrichen wird. Während wir so warteten, kam ich mit einer Frau ins Gespräch, die mit ihren zwei Kindern reiste. Sie erzählte mir davon, dass sie in Cala Ratjada, also im Osten der Insel ein Ferienhaus gemietet hatten. Also da, wo jetzt das Unwetter wütete. Sie machte sich sorgen, da ein Teil ihrer Familie noch da geblieben war. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und so verging die Zeit… Zwischenzeitlich bekam sie die Info, dass bei der Familie alles in Ordnung sei.

Ganze sieben Stunden nach der geplanten Abflugzeit wurde unser Flug tatsächlich noch aufgerufen. Es war jetzt halb neun abends. Ich war hundemüde. Unsere Maschine war anscheinend defekt. So mussten wir auf die Ersatzmaschine warten, die von Manchester eingeflogen wurde. Der Himmel über Palma war mittlerweile tief grau und das Gewitter jetzt direkt über uns.
Als wir auf dem Rollfeld standen, hatte ich seit langem wieder Schiss beim Start. Es regnete heftig und die Blitze waren um uns herum gut zu erkennen… Die Maschine beschleunigte und hob ab. Mir kamen die Triebwerke lauter vor als sonst, vielleicht Einbildung… Nach fünf bis zehn sehr wackeligen Minuten hatten wir die Wolkendecke durchbrochen und flogen sicher Richtung Deutschland. Um kurz nach 23 Uhr hatte ich wieder Boden unter meinen Füßen…
Als sich die Türen hinter der Zollkontrolle öffneten, nahmen mich meine Nachbarn freudestrahlend in Empfang.
Mit diesen Worten endet mein Abenteuer Jakobsweg!
Ich danke euch allen für die Zeit, die ihr mir geschenkt habt!
Buen Camino!
