Tag 20: Hospital de Órbigo – Santa Catalina de Somoza

Nach dem, sagen wir mal außergewöhnlichem etwas spektakulärem Abend am Vortag, wollte ich an diesem Morgen unbedingt früh los…:-) Gestern hatte ich noch vergessen den Donativo für das Essen in den dafür bereitgestellten Korb zu legen. Daher holte ich dies heute Morgen schnell nach. Mit mir war noch eine Engländerin im Vorraum die ebenfalls schon auf den Beinen war. Auf geht’s dachte ich. Für alle Pilger die morgens früh los wollten gab es in den Herbergen immer eine Tür, die nach außen hin, quasi durchgängig zu öffnen war. So ging ich zum Tor durch das ich gestern gekommen war… abgeschlossen! Mmmhhh… Ich ging an dem Zaun entlang und entdeckte in einer Ecke am Ende des Gartens ein weiteres Tor… Mit dem Handylicht leuchtete ich mir den Weg dorthin über die vom Morgentau noch nasse Wiese. Das Tor ließ sich ebenfalls nicht öffnen…

Scheisse dachte ich. Was mach ich denn jetzt?! Die „Herbergsväter“ schliefen noch und ich wollte diese auch unter keinen Umständen wecken… Als ich mich umdrehte sah ich in der Herberge auch noch kein Licht… Ich dachte nach… Über den Maschendrahtzaun klettern war nicht drin, weil er einfach zu hoch war. Über dem Tor befanden sich Metallspitzen… Das würde in die Hose gehen, vor allem mit Rucksack. Mein Blick wanderte weiter am Zaun entlang. An dem Ort wo gestern die Zeremonie stattfand, entdeckte ich nahe des Zauns eine Palette mit Zementsäcken. Ab jetzt war klar, wie ich hier raus komme. Ich stieg auf die Palette, nahm meinen Rucksack ab und ließ diesen an der anderen Seite vorsichtig herabgleiten, kletterte über den Zaun und ließ mich ebenfalls fallen. Geschafft! Einfach nur weg von hier dachte ich.

Mit dem Handylicht ging es auf den Camino. Zuerst über Feldwege und später durch kleine Ortschaften führte mich der Weg an diesem Morgen. Nach dem Frühsport erwartete mich kurze später ein fantastischer Sonnenaufgang.

Ich nahm die alternative Route, wie im Wanderführer beschrieben und sah so einen wunderbaren Sonnenaufgang von einem Berg aus. Es fühlte sich nach der etwas speziellen Aktion heute Morgen wie eine Belohnung an. Weiter auf dem Weg zogen sich breite Feldwege durch die hügelige Landschaft, lockere Eichenwälder wechselten sich mit Getreidefeldern ab.

Etwas sonderbares Bild am Wegesrand auf dem Weg nach Astorga

Erst nach knapp vier Stunden machte ich den ersten richtigen Stopp in Astorga. Ich fühlte mich gut und hatte auch keine Schmerzen an diesem Tag. Die letzten Meter in das Zentrum der Stadt waren dann doch wieder eine Herausforderung, da Astorga auf einer Anhöhe erbaut wurde. Nicht zu übersehen war der Palast Gaudis. An dem Platz davor gönnte ich mir bei bestem Wetter im Außenbereich ein leckeres Frühstück.

Café con leche, Orangensaft und ein leckeres Käsebrötchen

Ich kann euch gar nicht beschreiben wie sehr ich mein Frühstück immer noch an jedem einzelnen Morgen genoss… 🙂

Palacio Gaudi in Astorga

Während ich da so saß, mir einige Notizen machte und mein Frühstück, trudelten Bea und Theresia in Astorga ein und machten ebenfalls eine Pause. Wir drei gingen dann das nächste Stück gemeinsam. Es war jetzt fast Mittag und die Sonne brannte uns mittlerweile ordentlich auf den Pelz. Was war ich doch froh meinen Sonnenhut aufsetzen zu können, nicht schön aber praktisch 🙂

schön in Reihe…

ein etwas außergewöhnlicher Vogel abseits der Reihe…

Gegen 14 Uhr erreichten wir sichtlich ausgetrocknet Santa Catalina de Somoza. Das urige Dorf zählte 50 Seelen. Bea traf hier eine Freundin von ihr wieder, die hier bereits auf sie gewartet hatte. Gabi hieß sie. Theresia und Bea wollten nur einen Stopp machen und noch weiterlaufen. Ich beschloss hier zu bleiben. Mir gefiel das beschauliche Dorf und außerdem reichten mir die heutigen 25 km völlig aus. Die Herberge, El Caminante wirkte auf mich sehr einladend.

Der Ortseingang von Santa Catalina de Somoza

Ich ließ meinen Rucksack vor der Herberge liegen und betrat das kleine Restaurant. An der Theke angekommen bestellte ich für uns alle kalte Getränke. Als ich für mich ein kühles Cerveza orderte, spielte sich ein kleines Schauspiel ab… Der Wirt ging um seine Theke herum und öffnete die Eistruhe. Er nahm einen eisgekühlten Bierkrug heraus, hielt diesen unter den Zapfhahn und füllte selbigen langsam und gekonnt auf. Dabei lief mir zusehends das Wasser im Mund zusammen. Hatte ich erwähnt, dass wir Santa Catalina sehr durstig erreichten?! 🙂 Gemeinsam genossen wir draußen im Schatten unsere kalten Getränke und plauderten noch etwas. Bea und Theresia brachen kurze Zeit später wieder auf und verließen das kleine Dorf wieder.

einfache aber saubere Herberge in Santa Catalina de Somoza

Nachdem die beiden wieder auf dem Weg waren, unterhielt mich weiter mit Gabi. Sie erzählte mir von ihrer ersten Ehe und ihrem neuen Mann. Wir tauschten uns über den Camino aus und was jeder von uns bisher so erlebt hatte. Nun wurde es aber auch langsam mal Zeit für eine Dusche dachte ich… Ich verschwand in der Herberge und verabschiedete mich kurz von Gabi. Als ich wieder nach draußen kam, war Gabi nicht mehr da. So ging ich ein paar Schritte durch das beschauliche Dorf. In der Sonne war es immer noch herrlich warm. Ein guter Zeitpunkt um einen Videoanruf mit meinen Nachbarn zu starten. Gesagt, getan. Selbst in der hinterletzten Pampas gab es LTE 🙂 Nach dem Anruf schaute ich mir das kleine Dorf noch etwas an und genoss die letzten Sonnenstrahlen. Tatsächlich gab es hier jedoch keinen Supermarkt um mich für den nächsten Tag mit Getränken zu versorgen.

Ich ging zurück zur Herberge und genehmigte zwei Sangria. Da mein Hunger nicht so groß war, bestellte ich mir einen gemischten Salat zum Abendessen. Ein paar Kätzchen die um mich rumschwirrten maunzten mich an. Ich schätze mal die hatten einfach Hunger. Nach dem Essen ging es dann auch bald ins Bett. Es war zwar erst kurz nach acht Uhr, aber so hatte ich die Gelegenheit meine Füße früher hoch zu legen und mein Körper hatte ausreichend Zeit sich zu „reparieren“.

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