Santiago de Compostela

Nach dem sagen wir mal, sehr brachialen Marsch am Vortag, hatte ich geschlafen wie ein Stein. Zum Glück war heute für Pilgerverhältnisse Ausschlafen angesagt. Erst um kurz nach acht hievte ich meinen Kadaver aus dem Bett… Ich war mit Bea und Theresia zum Frühstück verabredet. Wir drei trafen uns im Eingangsbereich des Hostels und zogen in Richtung Kathedrale. Als wir auf dem Vorplatz ankamen, sahen wir wie weitere Pilger ihr Ziel erreicht hatten und einfach dort verweilten, sich in die Arme fielen und einfach glücklich waren!

Jetzt war die Zeit für ein Foto gekommen 🙂

perfektes Wetter am Morgen in Santiago

Nach der kleinen Fotosession saßen wir drei um kurz nach zehn in einem kleinen süßen Café abseits des Mainstreams… So gegen 11 Uhr wollten wir wieder in der Kathedrale sein, da die Messe um 12 Uhr begann und es garantiert rappelvoll werden würde. Nach dem leckeren Frühstück in entspannter, nicht hektischer Atmosphäre ohne Pilgerstress, suchten wir uns einen Platz in de riesigen Kirche und schauten dem Treiben zu. Immer mehr Pilger und Gläubige füllten die Bänke vor und hinter uns. Um Punkt 12 Uhr begann die Messe, jetzt gab es keine freien Plätze mehr. Der Pfarrer sprach natürlich nur spanisch. Einige Wortfetzen konnte ich jedoch verstehen. An einem bestimmten Punkt der Zeremonie, zählte der Geistliche immer die Nationen auf, aus denen die Pilger Santiago am Vortag erreicht hatten.

Zum Ende der Messe fand das vorher vermutete Ritual statt, von dem es heißt, dass es nur vollzogen wird, wenn Spenden in Höhe von 300 Euro zusammenkommen… Acht Männer hieven per Seilzug einen riesigen Weihrauchkübel in die Höhe, sodass dieser quer durch die vorderen beiden Seitenschiffe der Kirche geschwenkt wird. Früher diente dies dazu den strengen Körpergeruch der Pilger erträglicher zu machen. Heute war es ein Spektakel!

Nach diesem beeindruckenden Erlebnis und der abgehaltenen Messe gingen wir bei bestem Wetter auf den Vorplatz der Kathedrale zurück. Franz aus Regensburg, den Bea und Theresia kennengelernt hatten, gesellte sich zu uns. Wir fanden am Vorplatz ein schönes, wenn auch etwas teures Restaurant um gemeinsam Mittag zu essen. Während wir da so saßen und uns übe die Erlebnisse der letzten Tage austauschten, verging die Zeit viel zu schnell. Ich buchte mit meinem Telefon noch eine weitere Nacht im Hostel und besorgte mir am Automaten frisches Bargeld. Bea und Theresia bummelten durch die Stadt. Heute wollten wir uns einfach nur erholen… Da mir so gar nicht nach Bummeln war, ging ich in den nächsten Supermarkt, deckte mich mit ein paar Getränken ein und suchte mir einen schönen Platz im nahegelegenen Park. Herrlich war sie diese Ruhe! Mit dem Stift in der Hand saß ich auf einer Holzbank und schrieb die Gedanken und Ereignisse des Tages auf.

Am späten Nachmittag zog es mich so langsam zurück ins Hostel, das wie ich herausfand einen wunderschönen kleinen Garten hinten raus hatte. Bea trudelte etwas später auch ein, blieb aber nicht lange, da sie wieder mit Theresia verabredet war. Bea würde Morgen früh in den Bus nach Muxia einsteigen… So trennten sich unsere Weg ab hier, was mich doch etwas traurig stimmte nach der gemeinsamen Zeit auf dem Camino. Wir umarmten uns und verabschiedeten uns voneinander. Von Muxia aus läuft sie dann noch bis Finisterre. Auch wenn dies jetzt mein Ziel sein wird in den Tagen, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass wir uns nochmal treffen… Ich verfolgte noch den Sonnenuntergang und suchte dann mein Koje auf. Morgen wollte ich dann wieder früh los…

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