Sahagún war in den Morgenstunden schnell verlassen. Der Weg führte mich an einer sehr eintönigen Passage an der Straße entlang. Es war noch ziemlich dunkel, so nahm ich wieder mein Licht zur Hand. Nach gut 1 ¼ Stunden erreichte ich Calzada del Coto. Ab hier gab es wieder zwei Möglichkeiten die heutige Etappe anzugehen. In der Dunkelheit bekam ich davon jedoch nichts mit und realisierte dies erst viel später, als ich mal wieder einen Blick in das Buch riskierte..
Nach Frómista sah ich nun heute Morgen meine zweite überfahrene, ausgerechnet schwarze, Katze auf der Straße liegen. Dies sollte doch hoffentlich nichts bedeuten!? Ich nahm dies kurz zur Kenntnis und ging weiter. Gestern konnte ich noch einem Pilger dabei helfen den Weg zurück zu seiner Herberge zu finden, da der Akku seines Handys schlapp machte und er ziemlich verloren in den Straßen von Sahagún wirkte. Heute Morgen traf ich ihn zusammen mit Pablo aus Valencia wieder. Wir drei liefen ein gutes Stück zusammen und tauschten uns über unsere Erlebnisse vom Camino aus, ehe ich beide wieder verließ.

Meine Füße taten mir beim Laufen heute durchweg weh, trotz eingelegter Pausen zwischendurch. Ich konnte meine Gedanken auch kaum von den Schmerzen ablenken, weil der vor mir liegende Weg so zermürbend war. Dennoch blieb mir dieser insgesamt im Nachhinein kaum in Erinnerung.

Es ging häufig an Landstraßen und auf schnurgeraden Wegen entlang. Die Schienen des Hochgeschwindigkeitszuges AVE immer im Blick, die parallel zum Weg einige hundert Meter verliefen. So ließ ich Kilometer für Kilometer hinter mir, kam durch einige kleinere Ortschaften und beschloss noch eine gute Stunde vor Reliegos eine Pause einzulegen, um abermals meine Füße von den Schuhen zu befreien.
Eine knappe Stunde später war mein Tagesziel nach 31 km endlich erreicht. Ich ließ die erste Herberge links liegen und folgte der Empfehlung von Google Maps die mich auf eine kleine Herberge namens „de Ada“ hinwies. Dort angekommen, hatte ich Glück da tatsächlich nur noch ein Bett frei war. Ich freute mich total, hier den Tag verbringen zu können. Pedro, der Besitzer der Herberge war auch gleichzeitig der Koch. Ich entschied mich beim Einchecken für das vegetarische Abendessen und war gespannt auf das was mich erwarten würde. Nachdem ich meinen Schlafplatz bezogen hatte, ging es sofort unter die Dusche. Mit einem kühlen Bier in der Hand machte ich mich auf das kleine Städtchen zu erkunden.
Reliegos war mit seinen knapp 230 Einwohnern recht schnell besichtigt… So suchte ich mir ein schattiges Plätzchen in einem kleinen Café. Wenig später musste ich natürlich noch in den Supermarkt um meine Wasserreserven für den morgigen Tag wieder aufzufüllen. Nachdem das erledigt war, schaute ich mir den süßen Garten meiner Herberge genauer an und entdeckte in der Ecke einen Golden Retriever auf dem Rasen liegen, der sichtlich den Schatten genoss. Pedro hatte den Hund vor einiger Zeit für seine am Down Syndrom erkrankte Tochter angeschafft. So erzählte er es mir später. Mir ging die Geschichte sehr nah. Er war ein sehr lebensfroher und positiver Mensch. Beim Erzählen musste ich aber daran denken wie belastend und anstrengend die Situation zuweilen sein musste. Soweit ich es einschätzen konnte, lebte er allein mit Ada hier.
Nach dem Gespräch ging ich raus in den Garten. Es war jetzt bereits später Nachmittag. Vor dem Abendessen wollte ich noch etwas meine Füße hoch legen. Ich suchte mir ein schattiges Plätzchen und legte mich auf die Wiese. Da ich wohl so k.o. war, schlief ich tatsächlich für eine gute halbe Stunde ein.

Erzählungen zu Folge fand im Garten der Herberge ein kleines Schnarchkonzert statt 🙂
Um 19 Uhr gab es Abendessen und so machte ich mich rechtzeitig frisch. Wir saßen mit 14 Pilgern an dem langen Tisch im Essensraum. Unter allen Pilgern war ich der einzige Deutsche. Aurelien, ein junger Franzose saß neben mir. Wir unterhielten uns auf Englisch. Ich merkte jedoch, dass ich recht wenig von dem verstand was er sagte, sah es aber mit Humor, da wir eine Konversation beim Essen hatten. Pedro hatte als Vorspeise einen tollen Salat gezaubert und servierte als Hauptgericht eine Quiche mit Zucchini, Zwiebeln, Champignons und Käse. Zum Nachtisch gab es einfach einen Apfel 😊. Das Essen war vorzüglich. Nach dem köstlichen Mahl ging ich noch auf die Terrasse und traf dort auf Isabelle aus Neuseeland. Da sie mitbekommen hatte, dass ich der deutschen Sprache mächtig war, bat sie mich einen dieser Zettel, die auf dem Weg lagen für sie ins englische zu übersetzen. Nach der kurzen Unterhaltung ging es ins Bett.
