Tag 18: Reliegos – León

Heute erwartete mich die größte Stadt auf dem gesamten Jakobsweg, es ging nach León. Die gesamte Etappe bis dorthin würde nicht allzu lang sein. Zur gewohnten Zeit zog es mich aus der Herberge und ich verließ das kleine Dorf Reliegos noch im Morgengrauen. Mein Frühstück nahm ich an diesem Morgen in Puente Villarente nach knapp 2 ½ Stunden zu mir. So langsam zeigte sich auch die Sonne und sorgte dafür, dass mir etwas wärmer wurde. Von Tag zu Tag war es morgens nun spürbar kühler. Mittlerweile hatten wir den 21. September. Obwohl die Temperaturen in den Morgenstunden empfindlich kühl wurden, startete ich immer noch jeden Tag mit kurzer Hose, dafür aber immer mit Fleece Pulli, um meinen Oberkörper warm zu halten. Ohne diesen würde ich mir morgens mittlerweile einen abfrieren. Puente Villarente lag 795 über NN.

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Nach dem ausgiebigen Frühstück traf ich Katrin und Jörg auf dem Weg wieder. Wir unterhielten uns beim Laufen lange über unsere jeweilige Arbeit und die Probleme und Schwierigkeiten die jeder Job so mit sich brachte. Irgendwann kamen wir dazu über den Sinn des Lebens zu philosophieren… Ich weiß heute beim besten Willen nicht mehr, wie wir damals darauf gekommen sind… Plötzlich waren wir einfach mittendrin im Thema…

Der Weg an sich war nicht besonders abwechslungsreich, es ging häufig an bzw. neben der Straße entlang.

Durch das tiefgründige Gespräch merkten wir drei gar nicht wie schnell die Zeit verging. Gemeinsam erreichten wir die große Stadt. Wie schon zuvor in Burgos dauerte es eine gefühlte Ewigkeit bis wir im Zentrum waren, in dem nicht zu übersehen, die wunderschöne Kathedrale auf uns wartete. Hier trafen wir auch Gerd wieder. Zu viert ließen wir uns direkt in einem Café am Vorplatz der Kathedrale nieder und erhoben unsere Gläser gemeinsam auf die heutige Etappe. Diese war zugegeben mit knapp 22 km nicht außergewöhnlich lang, aber uns steckten ja mittlerweile auch viele Tage in den Knochen und es tat gut mal eine entspanntere Etappe dazwischen zu haben.

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Im Gespräch erfuhr ich, dass sich alle drei in das Hostel in der Seitenstraße eingebucht hatten. Da ich noch keine Herberge für die heutige Nacht ausgesucht hatte, checkte ich dort für entspannte 13 Euro ebenfalls ein. Das Hostel lag nur einen Steinwurf von der Kathedrale entfernt. Nachdem wir uns alle frisch gemacht hatten, trafen wir uns am Vorplatz wieder. Ich war etwas schneller fertig als die anderen und nahm wieder in dem kleinen Café Platz, wo wir zuvor gesessen hatten und bestellte mir ein Glas Wasser und Wein, während ich auf den Rest der Gruppe wartete. Unnötig zu erwähnen, dass auch hier der Wein günstiger als das Wasser war 🙂

Gemeinsam ging es, ausgerüstet mit einem Audioguide in die Kathedrale. So erfuhren wir in interessanter Weise alles über die Geschichte dieses imposanten Bauwerks.

ein gotisches Meisterwerk, die Kathedrale von León

Nach der Besichtigung, die uns ca. eine Stunde durch alle Teile des Gebäudes führte, entschlossen wir uns gemeinsam Richtung Altstadt zu ziehen um eine Kleinigkeit zu essen. Nachdem wir so durch die Gassen schlenderten, fanden wir ein Restaurant, welches einen sehr schönen Innenhof besaß. Animiert von der Speisekarte bestellten wir uns alle jedoch mehr als die geplante Kleinigkeit.

Die Augen waren größer als der Magen…

Tja, was soll ich sagen… Aus der besagten Kleinigkeit ist gleich eine ganze Platte mit diversen Leckereien geworden…. Was wir völlig außer Acht gelassen hatten, war die Tatsache, dass unsere Mägen derartige Mengen an Essen gar nicht mehr aufnehmen konnten. Unsere Körper hatten sich perfekt auf die Strapazen und Bedingungen eingestellt, sodass es niemand auch nur im Ansatz schaffte, seine Platte leer zu bekommen. Uns blutete wirklich das Herz, als wir das Meiste zurückgehen lassen mussten.

Nach dem Essen zogen wir weiter durch die Altstadt von Leòn. So langsam erwachte hier nun das Treiben auf den Straßen, nachdem die Geschäfte geschlossen hatten und sich die Bars der Stadt mit Menschen füllten. An einem sehr schönen Platz tranken wir vier gemeinsam noch ein Glas Wein, bevor es für mich zurück ins Hostel ging. Diese Stadt ist definitiv eine Reise wert, heute bekam ich davon einen ersten Eindruck. Ich verabschiedete mich vorerst von den anderen, da Gerd, Jörg und Katrin noch einen weiteren Tag in León blieben.

Im Hostel angekommen schlief ich nach dem Zähneputzen wieder blitzschnell ein, wurde jedoch gegen zwei Uhr wach, weil plötzlich eine Bullenhitze in dem kleinen Raum war. Die Ursache war schnell gefunden, die Fenster ließen sich leider nicht öffnen. Shit happens. Nach einer nicht ganz so erholsamen Nacht, stand ich bereits um sechs Uhr auf und machte mich bereit für meine nächste Etappe. 

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