Direkt am Ortsausgang von El Acebo erinnerte ein Denkmal an den 1987 mit dem Rad tödlich verunglückten deutschen Pilger Heinrich Krause. Radfahrer werden deshalb auch weiterhin vor der kurvenreichen und steilen Abfahrt nach Molinaseca gewarnt. Auf den ersten Kilometern des Tages führte mich der Weg meist über Landstraßen oder Feldwege. Hinter Riego de Ambrós erwartete mich dann ein sehr schöner, aber auch verdammt steiler und steiniger Pfad nach unten. Dieser war in der Dunkelheit schon eine ziemliche Herausforderung und sehr anspruchsvoll. So hieß es schon am frühen Morgen hellwach und konzentriert zu sein.
Da ich mich noch auf knapp 900 Metern über NN befand, war es noch empfindlich kühl. Trotzdem war ich wieder mit der kurzen Hose gestartet, da es ein schöner Tag ohne Regen werden sollte. Der Fleece Pulli hielt meinen Oberkörper ausreichend warm. Der Weg führte mich durch und und zwischen die Berge. An einem bestimmten Punkt konnte ich Zeuge eines tollen Naturschauspiels werden.

Ich hielt kurz inne und beobachtete wie der Mond hinter den Bergen verschwand…
Ein paar Meter weiter wurde ich dann vor ein kleines Rätsel im Morgengrauen gestellt, da die Kennzeichnung des Weges so gar nicht eindeutig war. Nachdem das geschafft war und ich wieder auf „dem rechten Weg“ war, tauchte nach den wirklich sehr anspruchsvollen acht Kilometern Molinaseca auf. Ein sehr schönes kleines Städtchen mit prunkvollen Villen am Ortseingang.
Für mich jedoch noch etwas zu früh für eine erste Pause :-). So erreichte ich nach weiteren zwei Stunden Ponferrada. Eine Stadt die im Reiseführer besondere Erwähnung fand. Mir fiel hier nur die beschriebene Templerburg auf, an der der Weg entlangführt.

Den Rest der Stadt fand ich kurz gesagt ziemlich hässlich. Viele Hochhäuser mit zig Wohneinheiten die nebeneinander standen und den Charme einer Plattenbausiedlung versprühten. Vielleicht empfand ich dies auch nur als total krassen Gegensatz nach den vielen kleinen beschaulichen Bergdörfern und der Ruhe dort. Ponferrada war mit knapp 65.000 Einwohnern eine große und laute Stadt. So ging ich, trotz des Kaffeedurstes schnellen Schrittes durch sie hindurch. Jetzt wurde es aber nach 4 ½ Stunden verdammt nochmal Zeit für eine Pause.
Ich erreichte Columbrianos , welches gemeindetechnisch noch zu Ponferrada gehörte, aber mit knapp 1.400 Einwohnern wesentlich beschaulicher war. Im Innenhof eines kleinen Cafés fand ich einen schattigen Platz. Der fröhlich trällernde Kanarienvogel in der Ecke war nicht zu überhören. Es kam mir so vor, als würde er passend zur Musik im Radio mitsingen :-).
Nach der wohltuenden Pause ging es weiter durch zahlreiche kleine Orte, in denen immer wieder schöne Häuser auf tollen Grundstücken den Wegesrand zierten.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite konnte man aber auch ein krasses Gegenstück dazu entdecken…

Nachdem ich einen weiteren Ort namens Camponaraya hinter mir gelassen hatte, erreichte ich nach knapp 32 km mein heutiges Tagesziel, Cacabellos.
An der Herberge La Gallega traf ich Bea und Theresia wieder, die sich bereits hier einquartiert hatten. So checkte ich ebenfalls ein und betrat kurze Zeit später mein Zimmer. In diesem standen nur vier Einzelbetten. Das war nach den vielen Großraumschlafsälen gefühlt wie ein 6er im Lotto :-). Eine tolle Überraschung, ich war total happy. Hinter mir betraten noch drei Frauen aus Kolumbien den Raum. Es waren Maria und ihre Nichten mit denen ich heute das Zimmer teilte. Maria sprach sogar etwas deutsch, da sie einige Zeit in Deutschland lebte. Nach der Begrüßung und einem kurzen Smalltalk, überließ ich den Frauen das Badezimmer. Bea und Theresia hatten mir geschrieben, dass es in der Nähe einen Fluss gab, an dem man baden konnte. Die beiden waren nämlich schon da…
Ruck zuck hatte ich mein Handtuch eingepackt und schluffte in Flip Flops Richtung Fluss. Als ich über eine Brücke ging, konnte ich die beiden bereits aus der Ferne auf einer Liegewiese erkennen. Das Wetter war auch an diesem Tag sensationell, sodass es mich nicht lange hielt um ins Wasser zu kommen. Als ich mit einem Fuß im Wasser war, zuckte ich kurz zusammen, weil es einfach arschkalt war:-). Nach kurzem Zögern und einigem Mimimi ging es dann aber mit einem Köpper rein ins kühle Nass. Was für eine geile Erfrischung nach dem anspruchsvollen Wandertag. Wieder einmal belohnte uns der Camino für die Mühen…

Gemeinsam genossen wir das geniale Wetter bis in den späten Nachmittag hinein. Lagen einfach faul auf der Wiese im Schatten… Erst der Hunger trieb uns zurück in das kleine Städtchen. Wir brachen unsere Zelte ab und machten uns auf in die Herberge. Im Zimmer angekommen, waren die Frauen nicht oder noch nicht wieder zurück. So konnte ich mich in Ruhe duschen und fertig machen. Bea und Theresia warteten vor der Herberge auf mich und erzählten mir, dass es in der Nähe eine Bodega gibt in der eine Weinverköstigung stattfindet. Wir machten uns auf den Weg und standen keine zwanzig Minuten später in einem sehr sehenswerten Gebäude.


Hier gab es viel zu entdecken… Neben den vielen tollen und teilweise sehr alten Weinen wurde hier auch Feinkost zum Verkauf angeboten. Leider konnten wir davon überhaupt nichts mitnehmen. So blieb eben mehr Zeit für die Weinprobe 🙂

Nach diesem kleinen „Leckerchen“ hatten wir alle aber nun wirklich Hunger! Ein paar Meter zurück im Ort entdeckten wir ein sehr schickes, kleines Restaurant, wo wir uns das Essen und natürlich auch den Wein schmecken ließen. Nach dem entspannten Nachmittag am Wasser und dem tollen Essen waren unsere Akkus aber auch beizeiten einfach platt. So ging es bald wieder zurück in die Herberge. Die drei Frauen waren noch nicht zurück. Ich machte mich in Ruhe bettfertig und schlief direkt ein.