Tag 27: Airexe – Boente

Ich hatte geschlafen wie ein Stein in meinem Bettchen. Ohne Ohropax, niemand mit dem ich das Stockbett teilen musste und es in der Nacht anfing zu wackeln :-). Meinen Rucksack musste ich am Abend zuvor nicht ordnen und konnte am Morgen alles in Ruhe nacheinander einpacken. Dabei konnte ich soviel Krach machen wie ich wollte… Gerade in diesem Moment wusste ich diesen kleinen Luxus verdammt zu schätzen!

Wieder startete ich mit Nebel am frühen Morgen. Durch die Strapazen der vergangenen Tage, waren die ersten Schritte jetzt immer eine kleine Herausforderung. Ich hatte sogar Muskelkater in den Beinen. So musste ich mich immer erst einlaufen, bis die Muskeln einigermaßen warm waren. Der Weg führte mich durch viele kleine und kleinste Ortschaften. Nach drei Stunden dann mein erster Kaffee Stopp und Zeit die Füße kurz hochzulegen. Melide, das geografische Zentrum Galiziens erreichte ich gegen Mittag. In der 7500 Einwohner zählenden Stadt herrschte trotz des Sonntags reges Treiben. Der Grund hierfür war nicht zu übersehen. Es war Markt und dieser erstreckte sich über einen sehr großen Platz. In einem Café an der Straße traf ich Hanna wieder und wir unterhielten uns kurz. Melide ließ ich hinter mir, da mein Tagesziel nicht mehr weit entfernt war. Der wieder sehr kleine Ort Boente mit seinen gerade einmal 20 Einwohnern überraschte mich jedoch mit einer nigelnagelneuen „Deutschen Herberge“ am Wegesrand. Hier checkte ich ein. Meine Klamotten ließ ich wieder mal waschen nach all den Tagen. Schnell unter die Dusche, dann war es wieder Zeit für die Fußpflege…

nigelnagelneue, helle Herberge in Boente

Nach dem gestrigen Luxus in meinem Einzelzimmer, war das wieder eine sehr tolle Unterkunft! Im Garten war ein kleiner Pool, der sich jedoch eher für ein ausgiebiges Fußbad eignete, da das Wasser nur 50 cm tief war. Ein sehr idyllischer und ruhiger Ort abseits des Massenstroms, den der Weg auf den letzten 100 km oft mit sich brachte, wenn man die im Reiseführer vorgeschlagenen Etappen ging. Ich hatte es ja bereits erwähnt. Der Camino war jetzt nicht mehr wirklich schön zu laufen. Ich geriet regelmäßig in Massen von Menschen, die wie an einer Schnur gezogen in Richtung Santiago unterwegs waren. Auf Unterhaltungen hatte ich so gut wie keine Lust mehr. Das Treiben erinnerte teilweise an volle Einkaufsstraßen in der Vorweihnachtszeit. Das „buen camino“ verkniff ich mir auch meistens, da ich dies ständig hätte sagen müssen. Also machte ich es mir einfacher und stopfte mir die Kopfhörer ins Ohr. So toll und ergreifend der Weg an so vielen Stellen war, so kommerziell war er es jetzt. Die Bars und Cafés am Wegesrand waren überfüllt…

Zurück zu meiner Herberge. An diese war wie so oft ein Restaurant angeschlossen. Ich bestellte mir einen Salat mit Nudeln, sowie zum zweiten Mal auf meiner Reise, ein Weizenbier.

Die Kleinigkeiten machten es immer aus. Wie zufrieden und glücklich ich immer war, wenn ich mit etwas zu Essen und einem kühlen Getränk den Tag ausklingen ließ…

Den Nachmittag erlebte ich total entspannt, teils in der Sonne, teils im Schatten. Nur wenige Pilger kehrten hier im Tagesverlauf noch ein. Vor dem Einbruch der Dunkelheit nahm ich meine Wäsche ab und ging in den kleinen Schlafsaal. Hatte mein Bett bewusst in der Ecke gewählt. Als ich das Zimmer betrat, fuchtelte ein nervös wirkender Schwabe an den Bewegungsmeldern im Zimmer rum. Er quatschte mich direkt an, wie doof die Architekten denn sein mussten, dass durch die Bewegungsmelder an der Wand, auch nachts das Oberlicht im Raum eingeschaltet würde. Also klebte er kurzerhand alles mit seinem Tape Band ab. Nach kurzem Zögern und leicht genervt erklärte ihm, dass die wie er glaubte Bewegungsmelder an der Wand nur reines Nachtlicht waren, die grün schimmerten. Die tatsächlichen Bewegungsmelder wären im Flur und Bad an der Decke montiert. Er guckte mich nur irritiert an und sagte : „Ach so“. Tatsächlich genervt von dem Typ ging ich ins Bett.

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